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Auswanderung aus Schwäbisch Gmünd nach Amerika im 19. Jahrhundert
"Ein besseres Auskommen zu finden..."
Im 19. Jahrhundert wanderten viele Menschen aus der Oberamtsstadt Gmünd im Königreich Württemberg aus, manche nur einige Kilometer weiter, andere tausende. Als Grund wurde in den Bürgerrechts-Verzichtserklärungen angegeben: da „sie in Amerika ein besseres Auskommen zu finden hofft“, oder auch weil „er in Nordamerika eine vorteilhafte Existenz sich zu gründen hofft“.
Meist waren es also wirtschaftliche Gründe, die Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen, weshalb Gmünder ihr Glück woanders suchten. Die Stadt unterstützte dies, indem sie arme Menschen direkt oder indirekt über die Hospitalpflege bei der Auswanderung unterstützte. So sollten die städtischen Sozialkassen entlastet werden – eine von vielen Maßnahmen zur Bekämpfung des sozialen Notstands.
Aber auch religiöse oder politische Motive spielten bei einzelnen Auswanderern eine Rolle.
„Inventuren und Teilungen“ als Quellen zur Auswanderung
Viele private Briefe von ausgewanderten Gmünderinnen und Gmündern sind in den sogenannten „Inventuren und Teilungen“ im Stadtarchiv überliefert: Das sind Vermögensbeschreibungen einzelner Bürgerinnen und Bürger, die bei Heirat oder Tod eines Einwohners angelegt wurden, um Streitigkeiten über das Erbe zu vermeiden. Da viele Erben durch Auswanderung nicht mehr vor Ort greifbar waren, musste oft im Ausland nach ihnen gesucht werden - und so gelangten auch private Briefe, die Hinweise auf den Aufenthaltsort enthielten, in diese amtliche Überlieferung der Freiwilligen Gerichtsbarkeit.
Der Bestand A3 (Inventuren und Teilungen) ist inzwischen im Lesesaal am Rechner recherchierbar. Johannes Schüle hat ihn außerdem in seinem Buch „Auswandern. Schwäbisch Gmünder Auswanderer und ihre Briefe in die Heimat“ (2010) ausgewertet, auf dem wesentliche Teile der Ausstellung im Stadtarchiv und auch die Transkriptionen auf den folgenden Seiten beruhen. Das Buch kann im Stadtarchiv erworben werden.
A3 Nr. 4521 Visitenkarte Joseph Kneadler Pretzel Baker
Visitenkarte eines erfolgreichen Auswanderers, inzwischen Brezel-Bäcker in New York
Georg und Josef Knödler
Die Brüder Georg und Josef Knödler waren die Kinder des Bauern Josef Knödler und seiner Frau Franziska. Das Elternhaus war zerrüttet. Georg und Joseph wanderten mit zweien ihrer Geschwister nach Amerika aus, hielten jedoch den Kontakt nach Gmünd.
Karoline Pfisterer mit ihren Söhnen Joseph und Charles
Karoline Pfisterer wanderte 1852 mit ihrem Mann aus. Sie lebt mit ihren Söhnen, Joseph und Charles, in New York. Joseph und Charles wurden bereits in Amerika geboren und sind mit der englischen Sprache aufgewachsen.
Eduard Eisele schreibt 1887 an seine Mutter Maria, die Witwe des Lammwirts Franz Josef Eisele. Sein Brief aus New York geht an die Spitalgasse, Schwäbisch Gmünd, Württemberg, Germany.
Alois Hahn war der Sohn des Gemischtwarenhändlers Xaver Hahn. Er und seine Brüder wanderten in den 1860er Jahren nach Chicago aus. 1871 schreibt Alois Hahn an seinen Onkel, den Stadtpfleger Carl Hahn in Gmünd.
Lina Dangelmaier war die uneheliche Tochter von Nanette Dangelmaier und lebte wie ihre Mutter ein freies Leben. Nanette Dangelmaier hatte von ihren Eltern - ihr Vater war der Gmünder Rechtskonsulent Johann Jakob Dangelmaier - 4000 Gulden geerbt.
Der Gmünder Silberschmied Franz Josef König wanderte 1849 aus wirtschaftlichen Gründen und mit Unterstützung der Hospitalpflege nach Amerika aus. Seine Frau Franziska starb während der Überfahrt, ebenso sein jüngster Sohn Wilhelm. Ein weiterer Sohn, Karl August König, lebt wie er in New York.
Das Stadtarchiv verwahrt ungefähr 3000 laufende Meter Unterlagen, von Urkunden und Akten über die gebundenen Protokolle des Gemeinderats, Fotos und Postkarten bis hin zu Zeitungen.